Donnerstag, 29. November 2007

Elektrosmog

Überall liest man, wie gefährlich Elektrosmog sein könne, und dass man am besten nirgendwo mehr irgendwelche Handy-Sendemasten aufstellen sollte oder am besten all diese neumodischen Mobiltelefone ganz verbieten sollte. Die braucht doch eh keiner, seien wir mal ehrlich.

Aber, pah, Elektrosmog durch Mobiltelefone – das ist doch noch gar nichts!

Was nämlich viele Leute gar nicht wissen: Bereits Ende des 19. Jahrhunderts (spätestens ab 1886) wurde zunächst in Deuschland und bald auch weltweit in langsamen kleinen Schritten eine neue Technologie eingeführt, die heutzutage alleine in Deutschland jährlich ca. 5000 Tote und weltweit sogar mindestens 600.000 Tote pro Jahr verursacht. In diese horrenden Zahlen sind noch nicht einmal die noch zahlreicheren Schwerverletzten, Verstümmelten, Leichtverletzten und Gesundheitsgeschädigten eingerechnet, welche allesamt Opfer dieser Technologie sind, auch die davon verursachten horrenden Sachschäden sind außer Acht gelassen. Weltweit dürften pro Jahr viele Millionen Menschen Opfer dieser Technik werden – und zwar auf eine deutlich schlimmere Art und Weise als nur durch diffuses Kopfweh, Abgeschlagenheit und Unwohlsein.

Diese Technologie verseucht (trotz mittlerweile eingeleiteter halbherziger Gegenmaßnahmen) die Umwelt mit verschiedenen Giften und Feinstaub, und verursacht auch insbesondere noch einen erheblichen Anteil der klimaschädlichen CO2-Emissionen, Tendenz steigend. Darüberhinaus hat sie bis vor ca. 10-20 Jahren die Umwelt mit Blei verseucht.

Technikfolgenabschätzung? Umweltverträglichkeitsgutachten? Fehlanzeige! Es wurde drauflosproduziert, die neue Technologie wurde von Anfang an ohne jegliche Kritik bejubelt; jeder wollte (und will!) an ihr teilhaben, und die für ihre Nutzung erforderliche Infrastruktur – welche ebenfalls Umweltschäden verursacht und die Landschaft verschandelt – wird auch heute noch staatlich massivst gefördert. Jahrzehntelang wurde bezüglich all der Umwelt- und Gesundheitsschäden rein gar nichts unternommen; ja, sie wurden zunächst nicht einmal zur Kenntnis genommen. In den letzten ≈50 Jahren wurde immerhin zunehmender Wert auf verbesserte Sicherheitsstandards gelegt, und in den letzten ≈30 Jahren wurde zumindest in den Industrieländern versucht, wenigstens die schlimmsten Umweltschäden ein wenig einzudämmen. Auf null reduziert wurde der schädliche Einfluss aber noch keineswegs, und der Beitrag dieser Technologie zu Klimakatastrophe und anderen Umweltschäden ist nach wie vor erheblich.

Mobilfunkkritiker, seid bitte konsequent!

Ich finde es aber schön, dass alle Mobilfunkkritiker konsequent sind und aus all den genannten Gründen nicht nur auf Handy und Schnurlostelefon, sondern natürlich auch ab sofort auf ihr Auto verzichten. Denn wie wir gerade gesehen haben, verursachen Autos mindestens genausoviel Unheil, Leid und Gesundheitsschäden wie der Elektrosmog – vermutlich sogar noch viel mehr. Denn die negativen Folgen des Straßenverkehrs sind ja nun zweifelsfrei nachgewiesen, wohingegen die negativen Folgen des Elektrosmogs auch unter Forschern nach wie vor stark umstritten sind und oft angezweifelt werden.

Und ein Auto kann man schließlich genausogut durch Bus, Bahn und Fahrrad ersetzen, wie man anstatt des Mobiltelefons auf Festnetz und Telefonzelle ausweichen kann. Gell?


Der Autor dieser Zeilen wohnt und schläft mit direktem Blick auf einen 30 Meter entfernt stehenden Mobilfunk-Sendemast, benutzt ausgiebig sein UMTS-Handy und DECT-Schnurlostelefon, fühlt sich dennoch nicht übermäßig unwohl, und fährt nicht nur U-Bahn und Fahrrad, sondern auch Auto … aber er darf das ja auch.