Freitag, 6. Februar 2015

Kompatibilität von Holzstraßensystemen

Nachdem ich schon einmal etwas zur Kompatibilität der verschiedenen Holzeisenbahnsysteme geschrieben habe, gibt es heute was zum Thema Holzstraßen.

Neben Holzeisenbahnen gibt es sowohl von Brio als auch von Bigjigs Toys jeweils ein Holzstraßensystem. Wir haben Straßenmaterial von beiden Systemen, und da sich im Netz sehr wenig Erfahrungsberichte dazu finden, wollte ich mal einige interessante Infos darüber zusammentragen, die über die Marketing- und Produktbeschreibungen hinausgehen.

Kompatibilität der Systeme

Die beiden Systeme sind untereinander einigermaßen kompatibel, obwohl Brio einen hervorstehenden Mittelstreifen aus Holz hat, während Bigjigs-Straßen eine normale aufgemalte Mittellinie haben und einen Tick schmäler sind (der Bigjigs-Fahrstreifen ist rechts und links ca. 2mm schmäler als die Spannbreite der beiden Brio-Fahrstreifen) und vielleicht 1mm niedriger liegen. In der Praxis stört das aber nicht. Allenfalls die Ästhetik leidet unter dem offensichtlich sehr verschiedenen Aussehen der beiden Straßensystem, und Autos mit sehr breitem Radstand bleiben minimal hängen, wenn sie von einem Brio- auf ein Bigjigs-Straßenstück wechseln und umgekehrt.

Kompatibilität mit Matchbox etc.

Darüberhinaus sind diese Systeme vom Maßstab her auch hervorragend zu den typischen Spielzeugautos kompatibel (Siku, Matchbox, Majorette, Hot Wheels etc.), zumindest Bigjigs – bei Brio kann der vorstehende Mittelstreifen bei einigen Autos mit besonders breitem Radstand das Spiel etwas beeinträchtigen; bei den meisten klappt es aber problemlos.

Kombination mit Holzeisenbahn

Natürlich kann man die Systeme mit einer bestehenden Holzeisenbahn kombinieren. Das ist aber oft gar nicht so einfach, insbesondere, wenn man Bahnübergänge verwendet:
  1. Sobald man Bahnübergänge verwendet, muss man plötzlich für zwei Systeme gleichzeitig beachten, dass man Zapfen mit Öffnungen kombiniert und nicht etwa Zapfen mit Zapfen oder Öffnungen mit Öffnungen. Das klingt einfacher als es ist; oft genug stellt man fest, dass die zur Verfügung stehenden Bahnübergänge auf der Straßenseite genau "falsch herum" orientiert sind. Leider wird das durch die Tatsache erschwert, dass weder Brio noch Bigjigs einen Gender Changer für Straßen anbieten.
  2. Beide Systeme bieten lediglich 90°-Kurven – im Gegensatz zu sämtlichen Holzeisenbahnsystem, wo 45°-Kurven verwendet werden. Das macht die Sache zusätzlich unflexibel, so dass man tendenziell öfter den Schienenverlauf an den Straßenverlauf anpassen muss als umgekehrt.
  3. Jeder Hersteller bietet nur einen einzigen Kurvenradius an, während es bei der Holzeisenbahn normale Kurven und enge Kurven gibt. Brio bietet darüberhinaus auch nur eine einzige Länge für die geraden Stücke an (bei Bigjigs sind es 3 oder 4).
Alles in Allem ist eine Kombination von Straßen und Schienen durchaus anspruchsvoll und eher etwas für ältere Kinder (nach meiner Erfahrung erst ab 5 Jahren geeignet). Dafür bekommt man zusätzliche Möglichkeiten: Züge und Taxis halten am Bahnhof, Autos müssen am Bahnübergang warten, der Brio-Magnetkran kann Waren von Güterwaggons auf Brio-Lastwagen und zurück verladen, das Feuerwehrauto löscht einen brennenden Zug usw. Außerdem ist es leicht, mehrere Kinder zusammen spielen zu lassen: Zwei Kinder spielen mit den Autos und zwei Kinder jeweils mit einem Zug.

Qualität

(Dieser Abschnitt bezieht sich sowohl auf das Straßen- als auch auf das Schienensystem.)

Bei der Qualität hat Brio ganz klar die Nase vorne. Bei Bigjigs sind mir schon an etlichen Stücken die Ecken abgebrochen oder Plastikzapfen herausgezogen worden; bei Brio ist das noch nie passiert. Wenn man einen Kindergarten ausstatten möchte, sehr wilde Kinder oder eine Abneigung gegen Sekundenkleber hat, dann sollte man auf jeden Fall Brio statt Bigjigs wählen.

Darüberhinaus sind die Fahrbahnmarkierungen der Bigjigs-Kreuzungen offensichtlich auf Linksverkehr ausgelegt (Bigjigs stammt aus Irland).

Dafür hat Bigjigs in bezug auf den Spielspaß ganz klar ein viel besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Brio ist mindestens doppelt so teuer. Dafür nehme ich gerne mal ab und zu den Kleber oder den Tacker in die Hand.

Gerade hinsichtlich der arg limitierten Straßengeometrie empfiehlt es sich aber ohnehin, Brio- und Bigjigs-Straßenstücke zu kaufen – oft ist die Brio-Kurve zu weit, die Bigjigs-Kurve würde aber besser passen, oder eine lange Brio-Gerade passt perfekt in die Lücke zwischen zwei Bigjigs-Kreuzungen hinein, usw. Es sieht dann zwar, wie gesagt, nicht unbedingt hübsch aus, aber die Kinder und den Spielspaß stört das nicht.