Mittwoch, 12. Dezember 2007

Wie man eine Dissertation abgibt

Folgende Informationen wurden uns aus für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zugespielt. Für die Korrektheit der Angaben wird keinerlei Haftung übernommen.

  1. Versprich Deinem Doktorvater, im Februar abzugeben.
  2. Werde mit Deiner Doktorarbeit im November fertig. (Nach dem besagten Februar.)
  3. Naja, fast fertig. Lass lieber noch drei, vier Baustellensymbole drin, z. B. für einen Beweis, der dir die ganze Zeit noch nicht gelungen ist, den Du aber unbedingt noch in die Diss einbauen willst, wenn es schon damals im Paper nicht mehr geklappt hat...
  4. Lass die Baustellensymbole Baustellensymbole sein und mache ein paar Wochen lang nichts.
  5. Erfahre eher zufällig, dass Du aufgrund verschiedener Terminconstraints (Promotionsprüfungskomission kann nur auf einer Fachbereichssitzung gebildet werden; die tagt aber nur zu bestimmten Terminen im Semester, und man muss die Dissertation vierzehn Arbeitstage -- nicht vierzehn Tage! -- vor der FBR-Sitzung abgeben) Deine Dissertation innerhalb der nächsten Tage drucken und abgeben musst.
  6. Stelle fest, dass Du für den ganzen Wust noch zigtausend Formulare ausfüllen musst,
  7. die Dein Doktorvater auch unterschreiben muss, welcher inzwischen jedoch an einer anderen Universität ist.
  8. Und dass Du außerdem diesmal wirklich das Original Deines Diplomzeugnisses benötigst; eine beglaubigte Kopie tut's nicht mehr. Dummerweise liegt dieses Zeugnis aber immer noch im Prüfungsamt Deiner alten Universität.
  9. Mache einen genauen Plan, an welchem Tag Du wie lange an welchem Ort in Deutschland bist, um die verdammten Unterschriften und das verdammte Zeugnis zu kriegen, und wieder zurück zu fahren.
  10. Lass den Druckserver, an den der Farblaser angeschlossen ist, auf welchem Du bis zum nächsten Morgen alle 6 Exemplare von knapp 200 Seiten ausgedruckt haben musst, mitten in der Nacht abstürzen. Finde heraus, dass der Laserdrucker glücklicherweise auch einen direkten Upload via Webformular ermöglicht.
  11. Stelle fest, dass der Drucker langsamer ist als gedacht. Verteile die Schwarzweiß-Seiten auf einen Schwarzweiß-Drucker, weil es sonst zeitlich mit dem Binden nicht mehr hinhaut.
  12. Bringe die 6 Exemplare in einen total überlaufenen Copyshop zum Binden.
  13. Bringe die 6 Exemplare ("die müssen aber noch mindestens eine Stunde auskühlen, sonst hält die Klebebindung nicht!") schnellstmöglich zum Prüfungsamt, wo Du eigentlich schon eine halbe Stunde früher den Termin hattest.
  14. Hole Dir eine Standpauke ab, weil die Titelseite nicht exakt so aussieht, wie es die Prüfungsordnung vorgibt, weil Du nicht "Abdruck der vom Prüfungsausschuss genehmigten Fassung vom..." draufgeschrieben hast. (Obwohl der Ausschuss doch noch gar nichts genehmigen konnte, weil er nicht einmal gebildet wurde!)
  15. Fülle im Prüfungsamt unter tadelnden Blicken noch ein paar weitere Formulare aus. Auf einem davon erklärst Du, dass Du die Promotions-Prüfungsordnung gelesen hast. Unterdrücke dabei ein Lachen, weil Du das natürlich auch nicht getan hast.
  16. Liefere ein paar Monate später einen guten Vortrag und ein gutes Rigorosum ab, und bekomme zum Lohn für Deine weise und umsichtige Planung den Doktortitel mit summa cum laude.
Und die Moral von der Geschicht? Den Doktortitel bekommt man hauptsächlich dafür, dass man in der Lage ist, eigenständig die Kontaktinformationen zum Prüfungsamt für Promotionsangelegenheiten einzuholen; deren quasi inexistenten Spuren im Web sind nämlich hervorragend versteckt und nahezu unauffindbar.

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